(Versione italiana qui) Für das zweite Mal (hier das erste) sprechen wir mit Till von ELVENPATH: seine Deutsche Power Metal Band hat seit wenige Tagen das neue, wunderschöne Album „The Path of the dark King“ veröffentlicht. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Till, und Dankeschön für dieses Interview! Vier Jahre sind von „Pieces of Fate“ vergangen… was habt Ihr in dieser Zeitspanne getan?
Ciao Renato, es freut mich sehr, mal wieder mit dir sprechen zu können.
Vier Jahre erscheinen natürlich erstmal als eine lange Zeitspanne. Für uns ist das aber nicht ungewöhnlich; wir brauchen immer etwa so lange für ein neues Album. Zum einen haben wir in den letzten Jahren viel live gespielt; normalerweise spielen wir 20-25 Konzerte im Jahr. Lediglich 2018 haben wir da eine Pause eingelegt, um uns auf die Studioarbeit konzentrieren zu können.
Zum anderen haben wir uns auch wirklich viel Zeit gelassen, um an den neuen Songs zu arbeiten. Wir haben sie sehr lange geprobt, sie oft live gespielt und immer wieder Details verändert, bis wir das Gefühl hatten, daß die Songs wirklich nicht mehr zu verbessern waren. Es ist uns wichtig, daß die Songs Zeit zum reifen haben – sonst denkt man ein Jahr nach den Aufnahmen, man hätte vieles anders machen müssen. Deshalb lassen wir uns lieber viel Zeit für ein Album.
Das neue Album „The Path of the dark King“ ist, meiner Meinung nach, die beste Ihrer Karriere! Was bedeutet das Titel und wie habt Ihr es geschrieben?
Vielen Dank! Es freut mich natürlich sehr, daß das Album so gute Reaktionen bekommt.
Auf dem Cover sieht man ja den Metaller, der bereits von unseren beiden letzten Covern bekannt ist, wie er im Wald an eine Weggabelung kommt und sich entscheiden muß. Der eine Weg wirkt hell und einfach – aber dort lauert der dunkle König, der symbolisch für vieles steht, wovor man sich in Acht nehmen sollte. Die Verführung durch Reichtum; Politiker, die einfache Antworten auf komplexe Fragen haben etc. – man muß im Leben bei vielen Dingen, die zuerst schön und einfach wirken, aufpassen und hinter die Kulissen schauen. Das ist der „Pfad des dunklen Königs“, vor dem man sich hüten sollte.
Der andere Pfad auf dem Cover wirkt schwierig und gefährlich, er ist aber der Pfad für diejenigen, die sich nicht einfach täuschen lassen, sondern ihren eigenen Weg einschlagen. Wer ganz genau hinschaut, kann dort im Dickicht auch den Drachen erkennen, den man ebenfalls schon von den beiden letzten Covern kennt. Er gehört mittlerweile zu uns, haha.
Wie ist es, mit einer Legende wie Uwe Lulis zu arbeiten? Hat er bedeutend zum Album kollaboriert?
Wir kennen Uwe schon lange und haben ja auch das letzte Album bei ihm aufgenommen. Damit waren wir so zufrieden, daß er diesmal erneut unser Wunschproduzent war. Mittlerweile spielt er ja seit einigen Jahren bei Accept, deswegen konnten wir nur ab und zu an dem Album arbeiten, wenn er Zeit hatte. Aber es hat sich erneut gelohnt, finde ich.
Uwe ist ein sehr erfahrener Produzent mit vielen guten Ideen. Er hat diesmal keinen Gastbeitrag eingespielt (beim letzten Album hatte er zwei Soli aufgenommen), aber er hat uns viele gute Anregungen gegeben und auch noch manche Tricks auf der Gitarre gezeigt. Wir konnten auf jeden Fall nochmal einiges von ihm lernen. Außerdem ist er wirklich ein lockerer Kerl, mit dem man viel Spaß haben kann.
Meine Lieblingslieder in dem Album sind „Targaryen Fire“ und „Black Wings“… kann ich etwas mehr über diese zwei Stücke kennen?
Das sind die beiden klassischen deutschen Power Metal-Songs auf dem Album, haha. Viel Doublebass, Gitarrensoli und melodische Refrains. Der Einfluß von Helloween, Stratovarius etc. ist natürlich nicht zu leugnen.
„Targaryen Fire“ handelt natürlich von „A Song of Ice and Fire“ von George R.R. Martin. Viele Bands haben sich schon davon inspirieren lassen, aber auch ich wollte unbedingt einen Song darüber schreiben. Ich habe mich auf die Figur der Daenerys Targaryen konzentriert – einer meiner Lieblingscharaktere in den Büchern.
„Black Wings“ ist der abschließende Teil der Trilogie „The Litanies of Lucifer“, welche sich in der Mitte des Albums findet. Hier geht es um die finale Konfrontation zweier Brüder, welche beide Engel und Söhne Gottes sind: Luzifer und Michael. Der eine ist ein dunkler, gefallener Engel, der andere strahlend hell. Der Song handelt davon, wie beide Engel sich auf den letzten Kampf vorbereiten und bereit sind, sich gegenseitig auszulöschen – es sei denn, Gott würde dazwischentreten und es verhindern.
Zum einen ist das eine biblisch inspirierte Geschichte, zum anderen kann man es aber auch auf das Leben der Menschen übertragen. Wenn ein Kind zur Welt kommt, ist es wie ein Engel für die Eltern. Aber das Leben kann so verlaufen, daß ein Mensch auf Abwege gerät und in der Gunst der Familie fällt. In vielen Familien gibt es einen Luzifer und einen Michael.
Eure Lieder sind immer kleinen Geschichten… Worüber spricht das letzte Lied der CD, „The Mountain Curse“? War es schwer, ein 16-Minuten Stuck zu schreiben?
Das Stück ist von einem recht unbekannten deutschen Film namens „Der Fluch“ aus den 80ern inspiriert. Er spielt in den bayrischen Alpen und handelt von einer Familie, die mit einer alten Legende konfrontiert wird. Es geht darin um Reichtum, der mit den Seelen von vier Kindern erkauft wurde (man denke hier an unseren Albumtitel und das Cover!), um eine alte Prophezeiung und Wiedergeburt. Klassische Horrorthemen, die sehr gut umgesetzt wurden; für mich einer der besten deutschen Filme überhaupt.
Lange Songs gibt es bei uns ja öfters, allerdings ist „The Mountain Curse“ tatsächlich das bislang längste Elvenpath-Stück. Das war aber nicht von vornherein beabsichtigt. Ich habe an dem Song gearbeitet, bis alles gepaßt hat, und dann war er eben über 15 min lang, haha. Ich glaube aber, daß er trotz der Länge nicht langweilig ist. Der Song hat viele verschiedene Parts, von ruhigen Teilen auf der Akustikgitarre bis zum Thrash ist alles vertreten. Trotzdem paßt alles zueinander und hat einen sinnvollen Spannungsbogen. Ein starker Abschluß für das Album.
In meiner Rezension habe ich geschrieben, dass Ihr die ‚Last of Mohicans’ von dem originalen Deutschen Power Metal seid… seid Ihr einverstanden? Oder gibt es noch in Deutschland eine starke Underground Power Metal Szene, die wir in Italien nicht bemerken?
Die letzten Mohikaner des Stahls, haha. Klingt gut, aber tatsächlich gibt es auch viele andere gute Power Metal-Bands in Deutschland. Natürlich ist dieser Stil nicht mehr so populär wie Ende der 90er und am Anfang des neuen Jahrtausends, als jede Band versucht hat, die nächsten Hammerfall zu werden. Aber man kann viele Bands finden, die sich dem Power Metal widmen, und viele sind auch wirklich gut.
Einige Empfehlungen: Thornbridge, Dragonsfire, Elmsfire, Illusoria, Fairytale, Logar’s Diary, Iron Fate…
Till, Du bist noch der Leader von der Lucid Dreaming Projekt… Ende 2017 hast Du den zweiten Teil von der Geschichte veröffentlicht. Wie war es, mit so vielen Gäste zu arbeiten? Meinen guten Freund Marco Concoreggi war auch dabei!
Lucid Dreaming ist ein Konzeptprojekt mit verschiedenen Sängern, die die Charaktere in der Geschichte darstellen. Das ist sozusagen mein kleines Avantasia – nur metallischer, haha. Es ist musikalisch ähnlich wie Elvenpath, aber die Arbeitsweise ist ganz anders. Elvenpath ist eine Band mit einer festen Besetzung, die die Songs gemeinsam probt und ausarbeitet. Lucid Dreaming dagegen ist ein Studioprojekt, für das ich alle Songs schreibe; da gibt es keine Proben und keine Konzerte.
Ich halte bei Lucid Dreaming die Fäden in der Hand, aber es gibt auch andere Musiker auf den Alben und natürlich zahlreiche Sänger. Auf beiden Alben sind insgesamt jeweils elf verschiedene Personen zu hören – das ist dann schon eine Herausforderung, den Überblick zu behalten, haha. Aber man muß sich eben Zeit nehmen, ein Album Stück für Stück zu erarbeiten. Das ist wie ein großes Puzzle.
Marco ist ein hervorragender Sänger, und ich habe mich sehr gefreut, daß ich ihn für das zweite Album gewinnen konnte. Ich bin ein großer Fan seiner ehemaligen Band Battleroar und mag auch seine aktuelle Band Dexter Ward sehr gerne. Außerdem liebe ich seine Stimme, da war es nicht weit bis zu der Idee, bei ihm für Lucid Dreaming anzufragen. Zum Glück hat er gerne zugesagt.
Das dritte Album ist übrigens in Arbeit und ich glaube, dieses Jahr wird es endlich fertig werden. Es sollte also 2020 eine Veröffentlichung geben. Und es wird auch wieder ein italienischer Sänger dabei sein! Den Namen kann ich im Moment noch nicht verraten, aber er ist ebenfalls ein guter Freund von mir und ein großartiger Sänger.
Das Kern der Gruppe ist seit mehr als 10 Jahre stabil. Sind ELVENPATH für dich etwas wie eine Familie?
Den Begriff „Familie“ möchte ich nicht inflationär gebrauchen. Aber natürlich wächst man zusammen, wenn man schon so lange gemeinsam Musik macht. Außerhalb der Band haben wir nicht viel miteinander zu tun; da hat jeder sein eigenes Leben. Deswegen gehen wir uns aber auch nicht auf die Nerven und freuen uns, wenn wir uns wieder für Proben, Aufnahmen oder Konzerte treffen. Das hat dann eher den Charakter eines Männervereins, wo man sich mal wieder unzivilisiert danebenbenehmen kann, haha. Jeder hat seine Verpflichtungen mit Arbeit, Familie etc., da ist die Band ein wichtiges Gegengewicht.
Aktuell sind 13 zukünftige Live-Shows bis November auf Ihrer Seite gelistet… nicht schlecht als Tour für das neue Album! Habt ihr aber schon mal in Italien gespielt?
Ich freue mich auch sehr, daß wir dieses Jahr wieder viel live spielen, nachdem wir ja für das Studio fast ein Jahr Bühnenpause hatten. Insgesamt werden wir 2019 etwa 20 Konzerte spielen, und hoffentlich geht es nächstes Jahr genauso weiter.
In Italien haben wir noch nicht gespielt, aber tatsächlich kommen wir dieses Jahr mal zu euch! Im September werden wir in Turin beim Born To Fly Festival spielen. Das wird dann unser erster Gig in Italien, und ich freue mich schon riesig darauf! Und natürlich hoffe ich, daß wir in der Zukunft noch öfters nach Italien kommen können.
Dankeschön für Deine Antworten! Möchtest Du die Italienische Leser grüßen?
Vielen Dank für dein Interesse und für die Möglichkeit, daß wir uns hier vorstellen durften! Wer Interesse an Elvenpath bekommen hat, darf uns gerne unter www.elvenpath.com und www.facebook.com/elvenpathmetal besuchen. Ich möchte die Leser aus Italien grüßen und freue mich, daß wir bald dort spielen können. Und wenn ihr einen Konzertveranstalter kennt, sagt ihm Bescheid, daß er Elvenpath buchen soll. Wir würden sehr gerne öfter über die Alpen kommen!
Metal cheers,
Till / Elvenpath
(Renato de Filippis)